2010 konnte ich mal live die Geschlechtertrennung von Ratten beobachten.

Im K... Z... gibt es einen Mitarbeiterbereich, eine Art Bude, direkt zwischen den Kleintierbehältern. Da wird das Futter vorbereitet, Wasserflaschen befüllt, Tiere werden dort verkaufsfertig eingepackt.

Auf jeden Fall kam eine neue Lieferung von jungen Ratten an. Die Verkäuferin lächelte freundlich und bot mir an, mir gleich für Fragen zur Verfügung zu stehen, ich solle mich nur kurz gedulden, sie müsse die Tiere noch kurz nach Geschlechtern trennen, sie wäre gleich für mich da. Eine sehr freundliche junge Frau. Sie bot mir sogar an, dabei zuzuschauen und lächelte und strahlte. Was ich natürlich auch tat, denn eins habe ich schon immer sehen wollen: Wie das mit der Geschlechtertrennung wirklich funktioniert!

Und dann ging das Drama erst richtig los. Ein Berggorilla hätte es nicht schlechter machen können!
Angeliefert wurden die Ratten natürlich in einer Plastikbox. Es waren schätzungsweise 20-30 Ratten darin, etwa doppelt so groß wie ein Schuhkarton. Eine Hand voll Hobelspänestreu war drin und mehr nicht.

Die Verkäuferin nahm eine durchsichtige Plastikfauna-Box, die man aus der Reptilienhaltung kennt (darin werden Futterinsekten aufbewahrt), packte eine Ratte am Schwanz, beförderte sie lächelnd in die Faunabox, hielt diese nach oben und sprach interessiert und freundlich „Na? Was bist du denn für eine? Männlein oder Weiblein?“ Und schwups, schon stand „genau“ fest, um welches Geschlecht es sich handelt. Dann die nächste, die nächste… schön verteilt auf drei Glastterrarien. Drei? Natürlich drei ;-)

Die (vermeintlichen) Böckchen in den einen Kasten, die (vermeintlichen) Weibchen in den anderen Kasten, und die Binos alle in einen. Schlangenfutter muss schließlich nicht getrennt werden. (Inoffiziell weiß natürlich jeder, dass Binos nur als Schlangenfutter gut sind. Sie werden offiziell natürlich nicht als solches verkauft, aber Bino-Ratten kann man auch einzeln kaufen und braucht keinen besonderen Transportbehälter.)

Ich habe die Dame dann gefragt, ob sie nicht wüsste, dass sie der Ratte weh tut, indem sie sie am Schwanz hochhebt und sie dabei schwer verletzen kann. Antwort: „Das ist Vorschrift. Eine Eigenschutzmaßnahme, um nicht gebissen zu werden.“
Ich fragte sie, ob ich ihr bei der Geschlechterbestimmung behilflich sein kann. Ich selbst habe zwar nie so junge Ratten nach Geschlechtern trennen müssen, aber schlechter würde ich es auch nicht machen, denn ich würde die Tiere wenigstens in die Hand nehmen und mal das Fell zur Seite schieben. Wie bitte schön, soll man denn bei so jungen Ratten (etwa 5 Wochen alt) zweifelsohne das Geschlecht bestimmen können, ohne diese in die Hand zu nehmen?

Das war der Moment, in dem das freundliche Lächeln aus dem Gesicht der netten Verkäuferin verschwand.

Nicht aufregen, dachte ich mir. Ruhig bleiben.

Ich hab also Interesse und Mitleid geheuchelt (oh, das Mitleid war nicht geheuchelt, nein….! Ich hatte saumäßig viel Mitleid mit den armen Tieren!). Ich fragte sie, ob sie mir garantieren könnte, dass ich keine schwangeren Ratten kaufe.
Das könne sie definitiv nicht, weil die Ratten ja schon seit zwei Tagen da gewesen wären und die u.U. schon schwanger vom Züchter kommen würden.

Als ich nach dem Züchter gefragt habe, hieß es nur, dass es ein seriöser Züchter aus Stuttgart sei, der seine Tiere alle artgerecht hält und nur mit bestem Futter usw. versorgt. Z.B. bekämen die Ratten zusätzliche Vitamine, was bei anderen Züchtern nicht selbstverständlich sei.

Natürlich ist es nicht selbstverständlich, dass man den Ratten zusätzliche Vitamine gibt. Das ist nämlich Blödsinn, Ratten brauchen keine „zusätzlichen Vitamine“, was auch immer die Dame damit gemeint hat! Im Endeffekt hat die mir nur irgendeinen Stuss erzählt, weil sie meinte, dass das besonders klug und fachmännisch klingt.

So viel zum Thema tierfreundliche Geschlechtertrennung mit Verstand und Fachkenntnis.

© Sonja

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