Erfahrungsbericht von V.R.:

1. Auf der Suche nach einem Partner für mein damals noch einzelnes Kaninchen besuchte ich zwei verschiedene Zooläden - in beiden wurde mir klipp und klar, teils nahezu aufgebracht, versichert, dass zwei Kaninchen sich nie verstehen und sich gegenseitig totbeißen würden. Eine Äußerung, die in keinster Form der Realität entspricht und jemanden, der es potenziell richtig machen wollte, abgeschreckt hätte.

2. Im Zooladen verkaufte man Bekannten von uns drei Störe, ohne die Menschen auch nur im Geringsten darüber aufzuklären, dass diese Tiere später mindestens zwei Meter lang werden.

3. Im Zooladen verkaufte man meinem Mann vor vielen Jahren eine Moschusschildkröte als völlig andere Art, was mein Mann aber vorher erkannte. Dem Tier war bereits von Artgenossen der Schwanz abgebissen worden, da einfach zu viele Schildkröten in ein kleines Becken gepfercht werden. Er hat das Tier damals aus Mitleid gekauft - ein Fehler, den man nicht machen sollte, jedoch ist dies fast 12 Jahre her. Damals war die Aufklärung noch nicht halb so weit.

4. Eine Bekannte von mir machte ein Praktikum im Zoohandel - jeden Tag sah sie, wie tote Tiere aus den Gehegen genommen wurden, angefangen bei Krebsen, Fischen und Schildkröten bishin zu Hamstern.

5. Auf der damaligen Suche nach einem Partner für seinen Nymphensittich erklärte man meinem Schwiegervater, dass Nymphensittiche wunderbar einzeln gehalten werden könnten und glücklich seien - nahezu skandalös falsch.

6. Im Zoohandel erblickte ich eine tote Krabbe in der Ecke des Aquariums. Der völlig eiskalte Kommentar der Mitarbeiterin lautete "Die ist hinüber". Daraufhin käscherte sie das Tier nicht heraus, es lag noch mindestens zehn Minuten dort, bis wir den Laden verließen.

7. Meiner Schwester wurden im Zoohandel gleich zwei Ratten einzeln verkauft, ohne auch nur zu erwähnen, dass es Rudeltiere sind.

8. Im nahen Reptiliengeschäft sitzen Leguane in Terrarien, in denen sie sich nicht umdrehen können - eines der Tiere konnte noch nicht einmal seinen Schwanz ausrollen. Wasserschildkröten sitzen in winzigen Wasserpfützen in Putzeimern, weil zu viele Tiere bestellt werden und zu wenig Terrarien und Aquarien vorhanden sind, andere Schildkröten schwimmen tot im Becken, angefressen. In Obstschalen vegetieren Kleintiere wie kleine Schlangen, Käfer und Stabschrecken vor sich hin, zu hunderten gestapelt in einem Regal. Die Obstschalen sind so klein, dass die Schlangen sich noch nicht einmal ausrollen können. Ein Anruf beim Veterinäramt brachte nur die Aussage ein, dass diese Haltung legal für Läden sei und man nichts tun könne.

9. Im Zoohandel versuchte man, meinem Mann eine Hieroglyphen-Schmuckschildkröte als Gelbwangen-Schmuckschildkröte zu verkaufen - ganz offensichtlich aus Ahnungslosigkeit. Mein Mann, der sich mit Schildkröten sehr gut auskennt, zeigte in einem Buch den Unterschied der beiden Tiere - selbst die Schildbeschriftung am Aquarium war falsch. Der Unterschied: Die Gelbwangen-Schmuckschildkröte wird nur etwa 25 cm, die Hieroglyphen-Schmuckschildkröte ganze 45 cm groß. So eine fatale Verwechslung kann dem Tier später sehr viel Leid bescheren, da es von Anfang an für ein viel zu kleines Aquarium angeschafft wird.
Prinzipiell sind Schmuckschildkröten nicht für die Haltung im Aquarium geeignet, da sie viel zu groß sind - die Zooladenverkäufer jedoch raten bedenkenlos dazu, obwohl die Tiere sich später darin gar nicht mehr richtig umdrehen könnten.

Als ich gerade fünfzehn war, suchten mein jetziger Mann und ich nach einer Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und uns ein Zeichen unserer Liebe zu schenken, da wir damals noch eine Fernbeziehung geführt hatten. Im Reptiliengeschäft wurden wir auf einen kleinen Behälter (nicht mehr als ein normaler Eimer) aufmerksam, in dem Babyschildkröten herumkrochen - sie standen in der Zugluft, was wir damals noch nicht als negativ erachteten, da wir jung und ahnungslos waren. Man verkaufte uns eines der süßen Babys, da wir uns sofort verliebt hatten. Mein Mann hatte bereits Schildkröten und wir kannten uns aus - wir ahnten aber nicht, dass diese Schildkröte eine Spornschildkröte war. Ein hochempfindliches Tier aus der Wüste, das nicht nur konstante, heiße Temperaturen, Sonnenlicht, einen Strahler und viel Heu, sondern auch eine ganz besondere Ernährung braucht - wenig Frischfutter, keinesfalls wasserhaltige Lebensmittel, Sepiaschale. Nebenbei war das Tier meldepflichtig, was man uns nicht gesagt hat. Man erklärte uns, dass das Tier sehr pflegeleicht sei, ganz normal mit Salat ernährt werden könnte und das nichts anders sei als bei normalen Schildkröten. Die (völlig falsche) Ernährung mit Kopfsalat sahen wir auch im Laden selbst und dies überzeugte uns damals davon. Man riet uns, immer Wasser bereit zu stellen - ebenfalls eine Sache, die für diese Tiere schädlich ist, da sich in der Hitze des Terrariums im Wasser Bakterien sammeln.
Die Schildkröte bekam sofort Durchfall, woraufhin wir in einem anderen Zooladen Vitamintropfen für Schildkröten erhielten, die wir täglich (!) über das Futter geben sollten. Das Vitamine von Schildkröten sehr schlecht vertragen werden und Leber- und Nierenschäden verursachen, wusste dort niemand (oder wollte es auch nicht wissen). Wir setzten die falsche, zu wasserhaltige Ernährung also mit genauso schädlichen Vitamintropfen fort. Dadurch erkrankte das Tier und wurde bei mehreren Tierärzten vorgestellt, die Krankheit konnte jedoch nie gefunden werden. Das Tier fiel ein, wurde immer schwächer und der Durchfall verschwand nicht, auch nicht durch die Ernährungsumstellung. Der Panzer wurde immer weicher, der Durchfall stank immer schlimmer - und schließlich verendete die Schildkröte über Nacht in ihrem Terrarium, kaum ein halbes Jahr, nachdem wir sie gekauft hatten. Lebendig vertrocknet an Durchfall, durch völlig falsche Ernährung und eine genetisch verursachte Krankheit, die der Tierarzt letztlich vermutet hat.

Das Leid dieses Tieres konnte ich mir lange Zeit nicht verzeihen und noch heute trauere ich darum, dass wir so viele Fehler gemacht haben - doch nicht wir waren Schuld, sondern die unendliche, maßlose und rücksichtslose Gier von Händlern, die keine Ahnung von den Lebewesen haben, die sie dort verscherbeln. Seit diese Sache geschehen ist, habe ich nie wieder einen Zooladen mit Lebendtierverkauf unterstützt - mittlerweile habe ich auch den Kauf von Zubehör ins Internet oder in den ortsansässigen Fressnapf ohne Lebendtierverkauf verlagert.

Wer sich und den Tieren dieses Leid ersparen will, bleibt weg aus dem Zoohandel.

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Aufklärungsprojekt gegen den Lebendtierverkauf in Zoohandlungen 0